A Gentleman in Moscow: Ein Meister der Umstände - Review der Pilotepisode der britischen Historienserie von Paramount+ (2024)

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Von: Reinhard Prahl

A Gentleman in Moscow: Ein Meister der Umstände - Review der Pilotepisode der britischen Historienserie von Paramount+ (1)

„A Gentleman in Moscow“ aka „Ein Gentleman in Moskau“ wartet in der Pilotepisode nicht nur mit einem stark aufspielenden Ewan McGregor auf, sondern punktet darüber hinaus auch mit einer ebenso dramatischen wie einfühlsamen Story. Mehr dazu in unserem Review zur Pilotfolge.

Spoilerwarnung - diese Meldung kann Hinweise auf die Fortführung der Handlung enthalten!

Das passiert in der Pilotfolge der Serie „A Gentleman in Moscow“

Moskau, 1917: Kurz nach der bolschewistischen Revolution findet sich Graf Alexander Rostov (Ewan McGregor) in (A Gentleman in Moscow in einer verzweifelten Lage wieder. Als angeblicher Verräter des Volkes und Feind des Kommunismus steht er vor einem Tribunal, das für den Tod tausender, dem neuen Staatsapparat unliebsamer Menschen verantwortlich ist. Ein von ihm 1913 verfasstes politisches Gedicht wird von einigen Parteifunktionären jedoch als sozialistisches Epos verehrt und rettet ihm das Leben.

Allerdings muss er seine Tage von nun an als Verbannter in seiner derzeitigen Residenz, dem Luxushotel Metropol verbringen. Da es ihm bei Androhung der Todesstrafe untersagt ist, auch nur einen Schritt vor sein neues Exil zu setzen, richtet sich Rostov ein und erträgt sein Schicksal ab diesem Moment mit stoischer Würde. Im Laufe der Zeit lernt er die junge Nina (Alexa Goodall) kennen, mit der ihn bald eine väterliche Freundschaft verbindet. Doch die Häscher der Partei sind stets in seiner Nähe, nur darauf wartend, dass der Graf einen Fehler begeht.

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Hier schon mal der Trailer zur Serie „A Gentleman in Moscow“:

Ein Auftakt zum Verlieben

A Gentleman in Moscow: Ein Meister der Umstände - Review der Pilotepisode der britischen Historienserie von Paramount+ (2)

Es gibt Filme und Serien, in die man sich bereits nach wenigen Minuten Spielzeit verliebt. Die Pilotfolge von „A Gentleman in Moscow“ hat definitiv das Zeug dazu, sofern man liebevoll ausgestattete und hervorragend gespielte fiktionale Historienstoffe mag. Im Fokus steht der charmant und eindringlich von Ewan McGregor gespielte russische Graf Alexander Rostov, der kurz nach der verheerenden russischen Februarrevolution vor einem sozialistischen Tribunal steht und dem Tod nur knapp entrinnt.

Schon die Einführungsszene, in der ein soeben Verurteilter von zwei Rotarmisten über einen langen Flur geschleift wird, während Rostov nervös auf seine Verhandlung wartet, ist mitreißend in Szene gesetzt und weist auf die Intensität der folgenden rund 50 Minuten hin. Oberflächlich ruhig und gefasst sitzt der Protagonist auf einer spartanischen Holzbank, nur ein kaum wahrnehmbares Zittern des rechten Fußes zeigt uns, wie angespannt der Adlige ist. Schon an dieser Stelle spielt McGregor sein schauspielerisches Können voll aus und zieht das Publikum in seinen Bann.

Der Gerichtsprozess bringt uns einen höflichen, gebildeten, feinsinnigen, aber auch standesgemäß überheblichen Menschen nahe, der sich seiner Lage voll bewusst ist, aber nicht aus seiner Haut kann. Trotz des merklichen Missfallens seiner Richter hat Rostov glücklicherweise mächtige Fürsprecher, die ihn lieber lebendig als tot sehen möchten. Das ihm auferlegte Exil in einem Luxushotel nimmt er scheinbar gelassen entgegen und erweist sich dem Personal und Gästen gegenüber als bewundernswerter Mann von Welt.

Technisches

Die entsprechenden Szenen sind kamera- und schnitttechnisch ruhig, aber intensiv in Szene gesetzt und mit einem leisen, unaufdringlichen Score untermalt. Die Dialogführung hält sich trotz des fiktionalen Charakters der Serie dicht an den sprachlichen Gepflogenheiten der Zeit und das Kostümdesign von Sam Perry (Killing Eve, Grantchester) ist über jeden Zweifel erhaben. Auffällig ist die warme, oft in Brauntönen gehaltene Farbgebung der Episode, die den historischen Charakter unterstreicht und gleichzeitig die recht akkurat gestalteten Sets unterstützt. Wer also allgemein auf historische Stoffe steht, wird mit „A Gentleman in Moscow“ auf technischer Ebene sicherlich glücklich.

Die Story

Ähnlich verhält es sich mit der Geschichte selbst, die auf dem gleichnamigen, hochgelobten Roman von Amor Towles (in Deutschland 2018 unter dem Titel „Ein Gentleman in Moskau“ beim Ullstein Verlag erschienen) basiert. In einem unlängst veröffentlichten Interview zeigte sich der Schriftsteller mit der Adaption zufrieden, was oft ein guter Indikator für eine filmische Umsetzung ist. Der Autor dieser Kritik hatte bisher leider nicht das Vergnügen, das Werk zu lesen, doch hat es sich nach Sichtung der Pilotepisode aufgrund des ansprechenden Plots sogleich bestellt.

„A Gentleman in Moscow“ kommt nämlich ohne jede Effekthascherei aus und überhöht weder den Protagonisten noch verdammt er die Revolution als solches. Vielmehr werfen Serienerfinder Ben Vanstone und sein Team einen relativ ungeschönten Blick auf eine einschneidende Epoche, in der die einst Mächtigen, aber auch Millionen Unschuldiger, zu Gejagten, Gefolterten und Entrechteter wurden. Besonders gnadenlos geht dabei der von Johnny Harris („Medici“) toll gespielte Parteihenker Osip Glebnikov vor, der sowohl den Auftrag hat, unliebsame Subjekte zu eliminieren als auch Rostovs Exil zu überwachen.

Der findet sich derweil immer mehr mit seinem Schicksal ab, was in zahlreichen Alltagsszenen zum Tragen kommt. Egal ob der Graf im Hotelrestaurant speist, zum Friseur geht, den Geigenklängen seines Freundes Prinz Nikolai (der später von Osip erschossen wird) lauscht oder mit der kleinen Nina sein Exil erkundet. Die Szenen sind stets mit interessanten und charakterstarken Dialogen unterlegt, feinfühlig getimt und ansprechend inszeniert.

Vor allem die stets unvorhersehbare Mixtur aus Hass, Mitgefühl und echter Bewunderung, der der Graf begegnet, sorgt innerhalb der Pilotepisode für eine angenehme Dynamik, die sein Leben zu einem gefährlichen Balanceakt macht. So erweist sich beispielsweise der neue Kellner als Denunziant, während der Koch ihm treu ergeben ist. Derartige Ideen verleihen der Episode etwas Unvorhersehbares und sorgen für die richtige Portion Neugier zum Weiterschauen.

Fazit

A Gentleman in Moscow: Ein Meister der Umstände - Review der Pilotepisode der britischen Historienserie von Paramount+ (3)

Ein Meister der Umstände ist ein guter Start für eine Miniserie wie „A Gentleman in Moscow“. Ewan McGregor erweist sich als perfekte Wahl für die Hauptfigur und Alexa Goodall ist offensichtlich eine Jungdarstellerin mit Talent. Der große Altersunterschied und die romantisierende Unbeschwertheit, die Nina für den Grafen so ansprechend macht, sorgt für eine interessante Nuancierung im Storytelling.

Die Geschichte weist starke dramatische Züge auf, verfügt aber auch über genügend Charme, um den Protagonisten folgen zu wollen. Bleibt abzuwarten, ob die restlichen sieben Episoden das geweckte Interesse hochhalten können und zum Dranbleiben animieren.

Von uns gibt es für den gelungenen Start vier von fünf Châteauneuf-du-Papes.

Hier auch noch der Originaltrailer zur Serie „A Gentleman in Moscow“:

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